20.05.2025

In vielen deutschen Führungsgremien fehlt es noch an KI-Wissen. Eine aktuelle Studie von Deloitte zeigt, dass sich nur 2 % der Aufsichtsräte und Vorstände als wirklich sachkundig im Umgang mit KI einschätzen. Obwohl das Thema zunehmend auf die Agenda rückt, bleibt die Umsetzung oft zögerlich.

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Fast 60 % der Vorstände und Aufsichtsräte haben nach eigener Einschätzung nur wenig oder gar keine Kenntnisse über Künstliche Intelligenz oder Erfahrungen mit KI, immerhin 40 % beschreiben ihre Kenntnisse als moderat. Das ergab eine aktuelle Studie des Global Board Program von Deloitte. Demnach stufen sich lediglich 2 % der Befragten bei diesem Megatrend als sehr sachkundig und erfahren ein. Gut die Hälfte der Befragten sieht dennoch keine Veranlassung, in diesem Zusammenhang neu über die Zusammensetzung des Aufsichtsrats bzw. Board of Directors nachzudenken; 49 % erkennen diese Notwendigkeit.

Deutsche Boardrooms vorne dabei

Die Studie belegt auch, dass deutsche Aufsichtsräte und Vorstände in den meisten Bereichen besser als der globale Durchschnitt abschneiden. Insgesamt zeigen deutsche Führungsgremien eine deutlich höhere Bereitschaft zum Einsatz von Generativen KI-Tools (GenAI): Hierzulande sind nur 20 % dazu noch nicht bereit, verglichen mit 31 % weltweit.

Dennoch: Deutschlands Aufsichtsräte sind weiterhin selbstkritisch und wissen, dass sie sich tiefer mit dem Thema beschäftigen müssen. Zugleich sind sie etwas weniger aktiv bei der Verbesserung ihres Wissens über KI und GenAI, mit 51 % im Vergleich zu 59 % weltweit. KI-Themen werden weltweit zunehmend in den Boardrooms diskutiert, für 16 % der deutschen Befragten jedoch steht das Thema immer noch nicht auf der Tagesordnung des Vorstands. Nur ein Drittel der Befragten ist mit dem Anteil, der für die Diskussion im Aufsichtsrat über KI aufgewendet wird, zufrieden.

Zufriedenheit und Erfahrung sehr stark polarisiert

Rund die Hälfte der Befragten ist zufrieden mit der Fähigkeit des Managements, auf den Megatrend zu reagieren; die andere Hälfte glaubt jedoch, dass hier nur begrenzte oder keine Erfahrung bzw. Fertigkeiten in Bezug auf KI bestehen. Immerhin gut ein Drittel (35%) zeigt sich zufrieden bzw. sehr zufrieden mit dem bisherigen Tempo der KI-Einführung; für 57 % hingegen geht es zu langsam, sie möchten das Tempo beschleunigen.

Die Mehrheit der Befragten – weltweit wie in Deutschland – denkt, dass KI ein Thema des gesamten Aufsichtsrats ist und nicht an die Ausschussebene delegiert werden sollte. Dies scheint in der Realität bereits umgesetzt: Laut Studie sprechen die befragten Aufsichtsräte beim Thema KI hauptsächlich mit Tech-Führungskräften (CIO/CTO) sowie dem CEO.

Die Aufsichtsräte arbeiten dabei besonders hinsichtlich Strategie und Governance mit den KI-Verantwortlichen zusammen; 43 % setzen ihre Prioritäten auf die strategische Entwicklung. Unternehmen nutzen KI aus Sicht der Aufsichtsräte hauptsächlich für Effizienz, Innovation und Verbesserung der Kundenerfahrung, dann erst folgt Kosteneinsparung als Ziel. Die Mehrheit der Unternehmen konzentriert sich aktuell auf das Experimentieren und die Integration von KI und GenAI in ihre Geschäfts- und Betriebspläne.


Deloitte vom 16.05.2025 / RES JURA Redaktionsbüro (vcd)

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