21.11.2023

Abgabe von Unstimmigkeitsmeldungen ab 01.04.2023 Pflicht

©Coloures-Pic/fotolia.com

Das Arbeitsgericht Elmshorn hat klargestellt, dass eine Vielzahl von Pflichtverstößen zur gerichtlichen Auflösung des Betriebsrats führen kann.

Ein Betriebsrat kann gemäß § 23 Abs. 1 BetrVG auf Antrag durch das Arbeitsgericht aufgelöst werden, wenn er objektiv erheblich und offensichtlich schwerwiegend gegen seine gesetzlichen Pflichten verstößt. Auch wenn einzelne Verstöße zwar für sich genommen noch keine Auflösung rechtfertigen, kann sich aus der Gesamtschau mehrerer Gesetzesverstöße die Untragbarkeit der weiteren Amtsausübung ergeben. Als Verstoß kommt beispielsweise die grundsätzliche Missachtung der Verpflichtung zur vertrauensvollen Zusammenarbeit infrage. Dies hat das Arbeitsgericht Elmshorn entschieden (23.08.2023 – 3 BV 31 e/23).

Darum ging es im Streitfall

In einer kommunalen Verkehrsgesellschaft in privater Rechtsform werden 168 Mitarbeiter beschäftigt. Es existiert ein Betriebsrat mit sieben Mitgliedern. Dessen Auflösung beantragte mehr als ein Viertel der Belegschaft sowie die Arbeitgeberin beim Arbeitsgericht und war damit erfolgreich. Das Arbeitsgericht begründet die Auflösung mit der Zusammenschau diverser Pflichtverletzungen:

  • So hat sich der Betriebsrat in einem Eilverfahren vor Gericht auf eine falsche Versicherung an Eides Statt berufen.
  • Der Betriebsrat nimmt für seine Betriebsratsarbeit bezahlte Freistellung im Gesamtumfang von mehr als drei Vollzeitstellen in Anspruch, was nach der Gesetzessystematik erst für eine Betriebsgröße von 901 bis 1500 Mitarbeitern vorgesehen ist. Drei bzw. fünf Verstöße gegen die Lenk- und Ruhezeiten binnen zwölf Monaten rechtfertigen keine Prüfungstiefe, die die Kontrolle von Dienstplänen im Umfang von mehreren Tagen in der Woche durch diverse Betriebsratsmitglieder erfordert. Dies entspräche der faktischen Freistellung in der Größenordnung von mindestens einer Vollzeitstelle.
  • Der Großteil des Gremiums hat an einer Gerichtsverhandlung sowie einer Betriebsratssitzung nebst Vorbesprechung im Gericht teilgenommen, angezeigt wäre allein die Teilnahme des Vorsitzenden gewesen.
  • Der Betriebsrat bearbeitet und prüft eingegangene Urlaubsanträge, obwohl ein Streit hierüber zwischen der Arbeitgeberin und den beteiligten Arbeitnehmern nicht ersichtlich ist.
  • Er hat bei seinen Ankündigungen von Betriebsratsarbeit durchgehend ungenügende Zeitangaben gemacht, sodass die Mitglieder für den ganzen Tag ausgeplant werden mussten.
  • Ferner hat er auf einer Betriebsratsversammlung Gesundheitsdaten von Mitarbeitern weitergegeben.
  • Daneben führt der Betriebsrat quasi eine doppelte Personalakte, indem er alle Dienstpläne, Krankheitsmitteilungen und Urlaubsanträge ausdruckt und in eigenen Aktenordnern ablegt. Der Zweck dieser Speicherung ist mehr als zweifelhaft. Auch der Betriebsrat ist grundsätzlich zur sog. Datensparsamkeit angehalten.
  • Im Übrigen verstößt er gegen § 43 Abs. 2 BetrVG, indem er den Geschäftsführer der Arbeitgeberin und weitere Personen der Leitungsebene von der Teilnahme an der Betriebsversammlung ausschließt. Maßgeblich ist schon das Ansinnen, den Geschäftsführer von der Teilnahme abhalten zu wollen.
  • Schließlich verstößt der Betriebsrat gegen § 39 Abs. 1 Satz 2 BetrVG, wenn er Sprechstunden durchführt, ohne sich vorher mit der Arbeitgeberin auf Zeit und Ort geeinigt zu haben.

LArbG Schleswig-Holstein vom 21.11.2023 / Viola C. Didier, RES JURA Redaktionsbüro

Weitere Meldungen


Meldung

adiruch/123rf,com

16.05.2024

Das Bundesministerium der Justiz (BMJ) hat die Stellungnahmen veröffentlicht, welche zum Referentenentwurf (RefE) eines Gesetzes zur Umsetzung der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) übermittelt wurden.

weiterlesen
CSRD-Umsetzungsgesetz: BMJ veröffentlicht Stellungnahmen

Meldung

©Bounlow-pic/fotolia.com

15.05.2024

Der International Accounting Standards Board (IASB) hat am 09. Mai 2024 den neuen Standard IFRS 19 Subsidiaries without Public Accountability: Disclosures veröffentlicht.

weiterlesen
IASB veröffentlicht IFRS 19

Meldung

adiruch/123rf,com

15.05.2024

Das Bundesministerium der Justiz (BMJ) hat die Stellungnahmen veröffentlicht, welche zum Referentenentwurf (RefE) eines Gesetzes zur Umsetzung der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) übermittelt wurden.

weiterlesen
CSRD-Umsetzungsgesetz: BMJ veröffentlicht Stellungnahmen

Meldung

©moovstock/123rf.com

07.05.2024

Die Russland-Embargoverordnung wurde u.a. durch das 12. Sanktionspaket angepasst. Über die Änderungen informiert die Wirtschaftsprüferkammer (WPK).

weiterlesen
BAFA-Update zu den Sanktionen gegen Russland
Der Aufsichtsrat - Unabhängige Fachinformationen für Überwachung und Beratung von Unternehmen

Haben wir Ihr Interesse für Der Aufsichtsrat geweckt?

Sichern Sie sich das Der Aufsichtsrat Gratis Paket: 2 Hefte + Datenbank